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Die Demenz

Letzte Aktualisierung: March 27, 2024

dementz

Mal einen Namen vergessen, dann die Schlüssel verlegt – und langsam häufen sich solche Ereignisse. Schnell steht dann der Verdacht auf eine Demenz im Raum. Doch nicht jede Vergesslichkeit ist gleich als Demenz zu verstehen. Sich etwas merken zu können ist von vielen Faktoren wie der momentanen seelischen und geistigen Belastung, der Konzentrationsfähigkeit und der Aufmerksamkeit abhängig – und damit immer individuell unterschiedlich. Erfahren Sie hier, wann wirklich von einer Demenz ausgegangen werden kann, mit welchen Tests dies festgestellt wird und welche Formen der Demenz unterschieden werden.

Viele Ursachen, ähnliche Folgen – die Formen der Demenz

Der Begriff Demenz beschreibt keine bestimmte Erkrankung, sondern ein Syndrom, also das gemeinsame Auftreten verschiedener Symptome, die allerdings verschiedenste Ursachen haben können. Insgesamt umfasst der Begriff Demenz mehr als 50 Krankheitsformen. Prinzipiell lassen sich primäre und sekundäre Demenzsyndrome unterscheiden. Während bei der primären Demenz die Ursache für die Demenz an sich im Gehirn des Betroffenen liegt, handelt es sich bei der sekundären Demenz um Folgeerscheinungen anderer Krankheitsbilder, Vergiftungen oder Mangelzustände. Je nach Auslöser kann eine sekundäre Demenz daher auch reversibel sein. Allerdings macht die sekundäre Demenz nur etwa zehn Prozent aller Krankheitsfälle aus, bis zu 90 Prozent entfallen auf die primären Formen.

Syndrome von Demenz

Die primären Demenzsyndrome lassen sich wiederum unterteilen in neurodegenerative Formen, vaskuläre Demenzen und Mischformen. Ursache der primären Demenz ist in der Regel ein allmähliches Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Bei den neurodegenerativen Formen ist dies auf verschiedene spezifische Pathologien zurückzuführen, wie beispielsweise eine übermäßige Ablagerung von Peptiden im Gehirn. Diese Prozesse sind meist irreversibel und führen zu einem stetigen Fortschreiten der Beschwerden. Folgende Erkrankungen und Demenzformen sind auf neurodegenerative Prozesse zurückzuführen:

Die Alzheimer-Krankheit ist Schätzungen zufolge mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste Demenzursache (1). Wie es genau zur Alzheimer-Krankheit kommt, ist allerdings noch weitgehend unbekannt. Mikroskopisch lassen sich allerdings Ablagerungen verschiedener Peptide und Proteine im Gehirn nachweisen, die früher oder später zum Untergang der Nervenzellen und einer Atrophie der Großhirnrinde führen.

Bei den vaskulären Formen hingegen ist eine Minderdurchblutung des Gehirns verantwortlich für die Entstehung eines dementiellen Syndroms. Mit 20 bis 30 Prozent sind die gefäßbedingten Demenzen die zweithäufigste Ursache (1).

Die Minderdurchblutung ist auf Veränderungen der kleinen und großen Blutgefäße zurückzuführen, in deren Folge es zu zahlreichen kleineren Infarkten kommt. Wichtigster Risikofaktor hierfür ist Bluthochdruck. Die Infarkte und der damit verbundene Nervenzellverlust wiederum bedingen eine generelle Hirnatrophie, was die dementielle Symptomatik hervorruft. Der Beginn der vaskulären Demenz ist oft schleichend, und die Erkrankung schreitet nur allmählich voran. Die Unterscheidung von neurodegenerativen Formen kann daher oftmals zur Herausforderung werden.

Eine Mischform der primären Demenz liegt vor, wenn der klinische Krankheitsverlauf mit einer Alzheimer-Demenz vereinbar ist und zusätzlich Hinweise auf vaskuläre Schädigungen vorliegen.

Charakteristische Beschwerden der Demenz

Das wesentliche Merkmal der Demenz ist eine kontinuierlich fortschreitende Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten. Am Anfang der Erkrankung sind häufig das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit beeinträchtigt. Betroffene werden zunehmend vergesslich und verlegen häufiger Sachen. Eine Demenz ist jedoch weitaus mehr als nur eine Gedächtnisstörung. Mit Fortschreiten der Erkrankung kommt es auch zu einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens sowie der Orientierung. Im weiteren Verlauf verschwinden aber auch zunehmend bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses. Betroffene können sich immer schlechter an die Vergangenheit erinnern und irgendwann selbst nahestehende Personen nicht mehr erkennen. Auch das Verhalten kann sich ändern: Einige Demenzkranke sind lustlos, ängstlich oder haben Wutausbrüche. Andere ziehen sich aus Gesprächen oder dem Freundeskreis zurück.

Die Alzheimer-Demenz zeichnet sich insbesondere durch den Gedächtnisverlust aus. Doch bei der häufigsten Demenz-Ursache lassen sich vier Phasen bzw. Stadien unterscheiden, für die jeweils bestimmte Beschwerden charakteristisch sind.

  • Stadium 1: Leichte kognitive Störung (mild cognitive impairment, MCI): In dieser Frühphase, die oftmals auch als Vorläuferstadium der Alzheimer-Demenz betrachtet wird, beklagen Betroffene bereits erste kognitive Veränderungen, die sich auch in verschiedenen neuropsychologischen Tests widerspiegeln. Die Alltagskompetenz ist in dieser Phase noch nicht beeinträchtigt.
  • Stadium 2: Frühes Stadium: In dieser Phase fällt die selbständige Lebensführung bereits etwas schwerer, da erste Störungen im Kurzzeitgedächtnis auftreten, ein unabhängiges Leben ist allerdings noch weitgehend möglich. Betroffene bemerken die Veränderungen, versuchen aber oftmals diese zu vertuschen, was häufig im sozialen Rückzug resultiert. Zusätzlich können Stimmungsschwankungen, Depressionen und Reizbarkeit auftreten.
  • Stadium 3: Mittleres Stadium: Im mittleren Stadium ist nun auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Betroffene finden sich meist nicht mehr alleine zurecht und erkennen auch nach und nach vertraute Gesichter nicht mehr. Sie sind auf Unterstützung im Alltag angewiesen, eine vollkommen selbständige Lebensführung ist nicht mehr möglich. Zusätzlich zeigen sich tiefgreifende Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit. Der Tag-Nacht-Rhythmus und die Kommunikationsfähigkeit sind oft gestört.
  • Stadium 4: Spätes Stadium: Im fortgeschrittenen Stadium sind Betroffene rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Da nun auch die körperlichen Fähigkeiten nachlassen, werden Kauen, Schlucken und Atmen immer mühsamer, Blase und Darm können nicht mehr kontrolliert werden. Zusätzlich leiden viele Betroffene unter seelischer Unruhe bis hin zu Halluzinationen.

Im Rahmen der anderen Demenzformen kann es ebenfalls neben dem Gedächtnisverlust zu weiteren, krankheitsspezifischeren Beschwerden kommen:

Bei der frontotemporalen Demenz stehen eine merkliche Veränderung der Persönlichkeit sowie oft seltsames Verhalten im Vordergrund. Auch maßloses Essen sowie eine gewisse Apathie können auftreten.

Demenz

Die Lewy-Body-Demenz (LBD) ist der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich. Allerdings kann die geistige Leistungsfähigkeit bei der LBD sehr stark schwanken, es treten optische Halluzinationen auf, sowie milde Parkinsonsymptome wie ein leichtes Zittern der Hände oder eine generelle Muskelsteifigkeit.
Die Symptome der vaskulären Demenz können sehr unterschiedlich sein. Im Vordergrund stehen meist eine Verlangsamung, Denkschwierigkeiten oder eine Stimmungslabilität. Je nach Ausmaß und Lokalisation der gefäßbedingten Hirnschädigungen kann es außerdem zu spezifischen neurologischen Ausfällen wie Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen kommen.

So wird eine Demenz festgestellt

Grundsätzlich kann eine Demenz in jedem Alter auftreten, allerdings steigt das Risiko mit höherem Alter stark an. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Eine Verlangsamung der kognitiven Fähigkeiten ist im Alter ebenso wie eine gewisse Vergesslichkeit nichts Ungewöhnliches. Halten diese Symptome allerdings über Monate an oder nehmen sogar zu, führt der erste Weg meist zum Hausarzt. Dieser wird sie ausführlich zu Ihren Beschwerden befragen und bei Verdacht auf eine dementielle Erkrankung an einen Spezialisten, in der Regel einen Neurologen, überweisen.

Der Neurologe wird Sie und gegebenenfalls auch Ihre Angehörigen zu Ihren Beschwerden und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand befragen. Insbesondere wird ihn dabei interessieren, wie lange die Beschwerden bereits anhalten und, ob weitere Veränderungen wie beispielsweise der Persönlichkeit festgestellt wurden. Auch ihren Medikamentenplan für die Demenz wird er genauer unter die Lupe nehmen, da verschiedene Präparate ebenfalls dementielle Symptome hervorrufen können.

Mithilfe verschiedener Demenz-Tests kann er zusätzlich objektivieren, ob eine dementielle Erkrankung wahrscheinlich ist und auch den Schweregrad einschätzen:

Beim Uhrentest soll eine Uhr aufgemalt und eine bestimmte Uhrzeit eingetragen werden. Menschen mit beginnender Demenz platzieren hier oftmals den Minutenzeiger falsch.

Der Mini Mental Status Test, abgekürzt MMST, ist ein einfacher Fragebogen, der verschiedene Hirnleistungen wie das Gedächtnis, die Orientierung und die Konzentrationsfähigkeit prüft.

Mittels des Demenz Detection Tests (DemTect) werden Ihnen ebenfalls verschiedene Aufgaben gestellt, um die kognitiven Fähigkeiten zu überprüfen. Beispielsweise müssen Sie möglichst viele Dinge aufzählen, die man in einem Supermarkt kaufen kann, wodurch die semantische Wortflüssigkeit getestet wird.

Außerdem wird in der Regel Blut abgenommen. Es gibt zwar keinen Demenzmarker, allerdings lassen sich verschiedene Ursachen sekundärer Demenzen mittels Laboruntersuchungen ausschließen. Zu diesem Zweck kann zusätzlich eine bildgebende Diagnostik des Gehirns mittels MRT oder CT erfolgen.

Eine Frage der Lebensqualität – Prognose und Behandlung der Demenz

Demenz

Die Demenz ist eine irreversibel fortschreitende Erkrankung und Betroffene haben meist eine kürzere Lebenserwartung. Die Krankheitsdauer ist allerdings individuell sehr unterschiedlich, weshalb keine zuverlässige Vorhersage der verbleibenden Lebenszeit möglich ist. Ein höheres Alter, ein höherer Schweregrad der Erkrankung und körperliche Begleiterkrankungen verkürzen die Lebenserwartung allerdings zusätzlich.

Für die meisten Demenzformen gibt es momentan noch keine Behandlungsmöglichkeit, die zur Heilung führt. Daher liegt das Hauptziel darin, die Beschwerden zu bessern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.

Insbesondere bei der Alzheimer-Demenz kann ein sogenanntes Antidementivum eingesetzt werden. Dieses hemmt denn Abbau wichtiger Botenstoffe im Gehirn, was zu einer verbesserten Aktivierung der verbleibenden Nervenzellen führt und so zu einer Verbesserung des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit führen kann.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Medikamente, die insbesondere die Begleitsymptome der Demenz – wie Unruhe, Angst, depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen lindern können. Auch eine Psychotherapie kann hier sinnvoll sein. Weitere Therapieformen wie beispielsweise eine gezielte Ergotherapie können bei Demenz außerdem hilfreich sein, um Alltagsfunktionen zu trainieren und so lange wie möglich zu erhalten. Welche medikamentöse und nicht-medikamentöse allerdings geeignet ist, ist immer von den individuellen Beschwerden abhängig und eine Einzelfallentscheidung, die von Arzt und Patient gemeinsam getroffen werden sollte.

Quellen

  1. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-demenz/krankheitsbild-und-verlauf.html#:~:text=Die%20Behandlung-,Was%20ist%20eine%20Demenz%3F,Lebens%20erworbenen%20F%C3%A4higkeiten%20und%20Fertigkeiten. (zuletzt zugegriffen am 26.09.2022)
  2. Deuschl G, Maier W et al. S3-Leitlinie Demenzen. 2016. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien
  3. https://www.netdoktor.de/krankheiten/demenz/ (zuletzt zugegriffen am 26.09.2022)
  4. https://flexikon.doccheck.com/de/Alzheimer-Krankheit  (zuletzt zugegriffen am 26.09.2022)
  5. https://flexikon.doccheck.com/de/Demenz (zuletzt zugegriffen am 26.09.2022)
  6. https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/andere-demenzformen (zuletzt zugegriffen am 26.09.2022)
  7. https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf (zuletzt zugegriffen am 26.09.2022)
  8. Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Patienteninformation Demenz. 2018.
  9. https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/symptome/stadien/ (zuletzt zugegriffen am 24.10.2022)
  10. https://www.gesundheitsinformation.de/alzheimer-demenz-symptome-und-verlauf.html (zuletzt zugegriffen am 24.10.2022)