Die Magnetresonanztomographie der Prostata, kurz MRT Prostata, ist eine nicht-invasive und völlig schmerzfreie Untersuchung des Organs. Aufgrund der Komplexität der Prostatadrüse und der Vielfalt möglicher Veränderungen ermöglicht die MRT eine detaillierte Darstellung des Prostatagewebes. Die MRT Prostata spielt eine entscheidende Rolle bei der frühzeitigen Erkennung von Veränderungen und ermöglicht eine präzise Diagnose.
Dieser Artikel wurde in enger Zusammenarbeit mit Dr. med. Sven Walter (FEBNM) verfasst, einem renommierten Doppelfacharzt für Radiologie und Nuklearmedizin. Im Rahmen unseres Experteninterviews hat er mit seinem fundierten Fachwissen dazu beigetragen, die Relevanz der MRT-Untersuchung der Prostata im Kontext der Früherkennung und Behandlung von Prostatakrebs zu erörtern. Wir danken Dr. med. Sven Walter herzlich für seine wertvollen Beiträge und die tiefgreifenden Einblicke, die maßgeblich zur Qualität und Tiefe dieses Beitrags beigetragen haben.
Laut deutscher Krebsgesellschaft ist das Prostatakarzinom (bösartiger Tumor der Vorsteherdrüse) in Deutschland die häufigste Tumorerkrankung bei Männern, die typischerweise bei Männer höheren Alters auftritt und oft langsam wachsend ist. Nach aktuellen Daten wird bereits bei jedem sechsten Mann über 50 Jahre heute ein Prostatakarzinom diagnostiziert.
Was ist eine MRT Prostata?
Die Magnetresonanztomographie, kurz MRT, ist eine nicht-invasive und völlig schmerzfreie Untersuchung der Prostata.
Über Magnetfelder wird ohne Strahlenbelastung das Körperinnere mit einem exzellenten Weichteilkontrast in hoher Auflösung dargestellt und ermöglicht eine präzise Beurteilung der Gewebeveränderungen.
Die MRT der Prostata erfolgt „multiparametrisch“ mit standardisierten Protokollen.
Mittels eines Bewertungssystems (PI-RADS-Score) werden die MRT-Bilder der Prostata ausgewertet und klassifiziert, als eine standardisierte Interpretation zur detaillierten Einschätzung des Prostatakrebsrisikos.
Wann ist eine MRT Prostata notwendig?
Ein erhöhter oder ansteigender PSA-Wert (Eiweiß, gebildet von der Prostata) im Blut, die Entzündung oder Vergrößerung der Prostata sowie uneindeutige Befunde einer erfolgten Biopsie (Gewebsentnahme) der Prostata sollten abgeklärt werden, um harmlose von bösartigen Veränderungen zu unterscheiden.
Hier ist die MRT der Prostata das beste bildgebende Verfahren, um auch kleinste verdächtige Krebsherde nachzuweisen bzw. auszuschließen.
Gerade im Rahmen einer anvisierten Biopsie der Prostata bei auffälligen PSA-Werten ohne ein eindeutiges Korrelat in den gängigen Untersuchungen (Tastbefund, Ultraschall) ist die MRT der Prostata zu empfehlen. Sie ist im Falle von harmlosen Befunden die schmerzfreie Alternative zur Biopsie und ermöglicht andererseits bei Nachweis verdächtiger Krebsherde eine gezielte Biopsie der Herde (z.B. Fusionsbiopsie).
Die MRT der Prostata bewährt sich auch zur Prostatavorsorge, insbesondere bei Männern mit familiärer Vorbelastung. Bei einem erhöhtem Prostatakrebsrisiko ist zur jährlichen PSA-Wert-Bestimmung auch die regelmäßige MRT der Prostata anzuraten. Dies erhöht die Chance, mögliche Krebsherde frühzeitig zu finden und die Heilungschance zu verbessern.
„Meine Erfahrung ist, dass sich betroffene Männer oft auch in Eigeninitiative über die Möglichkeit der MRT-Prostata erkundigen und für sich erbeten. Zugleich setzen erfreulicherweise urologische Fachkollegen die mpMRT-Prostata bei fraglichen Befunden zunehmend in der Abklärung ein und nutzen die Daten auch zur gezielten Fusionsbiopsie.“
Dr. med. Sven Walter Doppelfacharzt für Radiologie und NuklearmedizinMultiparametrisch MRT der Prostata – was bedeutet das?
Die Prostata wird mit hochaufgelösten MRT-Bildern in allen Ebenen und mehreren Ansichten dargestellt sowie mittels verschiedener Funktionsmessungen analysiert.
Ich vergleiche die „multiparametrische“ Untersuchung mit einem „mehrstimmigen“ Orchester. Jede einzelne Stimme ist wichtig, jedoch erst zusammen machen sie die Musik.
Zunächst liegt der Fokus darin, in der Struktur und Signalgebung verändertes Drüsengewebe von gesundem Gewebe abzugrenzen. Als nächstes gilt es, verändertes Gewebe mit Funktionsmessungen (wie z.B. Zelldichte und Durchblutung) zu charakterisieren. Die diffusionsgewichtete MRT-Sequenz macht sichtbar, ob in verändertem Gewebe eine erhöhte Zelldichte – wie bei einem Prostatakarzinom – vorliegt. Die dynamische kontrastmittelangehobene MRT-Sequenz lässt Prostatakrebsareale mit einer erhöhten Durchblutung abgrenzen.
Die intravenöse Kontrastmittelgabe ist somit bei der multiparametrischen Beurteilung der Prostata ein Bestandteil der MRT-Untersuchung.
Wie läuft eine MRT der Prostata ab?
Vorbereitung | – ärztliches Vorgespräch zur Anamnese und Patienteninformation – Information, sowie Aufklärung über Ablauf durch medizinisches Personal – Ablegen aller metallischen Gegenstände, wie Uhr, Schmuck, Gürtel, Zahnprothesen etc. |
Positionierung | – Auf einer fahrbaren Untersuchungsliege – Liegend, auf dem Rücken – Bequeme Polsterung durch Kissen o.ä. |
Kontrastmittelgabe | – Legen eines intravenösen Zugangs über Armvene – KM wird über Urin wieder ausgeschieden |
Durchführung der MRT-Untersuchung | – Kopfhörer, ggf. Ohropax zur Geräuschdämmung – Notfallklingel bei Unwohlsein und bei Bedarf – Medizinisches Personal beobachtet die gesamte Untersuchung über Untersuchungsfenster – Wichtig: ruhig und entspannt liegen bleiben! |
Nachbereitung | – Anlegen aller abgelegten Gegenstände – Erhalt der MRT-Bilder abhängig von jeweiligem Diagnostikzentrum – ärztliches Nachgespräch mit Befunderläuterung |
Wie lange dauert eine MRT der Prostata?
Die MRT der Prostata wird mit modernster MRT-Technologie durchgeführt. Zusätzlich zu den etablierten Standardprotokollen akquirieren wir optimiert eine höhere Anzahl an Sequenzen, um eine exakte Auswertung sicher zu gewährleisten. Insgesamt dauert die MRT-Untersuchung der Prostata über 45 Minuten.
Was ist der Vorteil einer Prostata Untersuchung durch eine MRT?
Die gängigen Untersuchungen der Prostata (z.B. Tastuntersuchung) reichen nicht aus, um Prostatakrebs in der frühen Phase zu entdecken oder sicher auszuschließen.
Als eine nicht-invasive Methode ist die MRT der Prostata eine schonende und völlig schmerzfreie Untersuchung, die frühzeitig eine Unterscheidung zwischen bösartigen, entzündlichen oder leichten Prostataveränderungen ermöglicht. Unabhängig der Prostatagröße ist die gesamte Prostata präzise beurteilbar und gewährleistet sogleich ein „Staging“ möglicher Prostatakrebsherde bezüglich Lage, Größe, Charakteristika und Ausbreitungsgrad.
Die multiparametrische MRT ist hierbei bildgebend die genaueste Methode im Nachweis von therapiebedürftigem Prostatakrebs, dass bei frühzeitiger Diagnose gute Heilungschancen hat. Sie liefert entscheidende Hinweise zur sodann ggf. gezielten Punktion der Prostata und Behandlung der Erkrankung.
Was kostet eine MRT Prostata Untersuchung?
Zum derzeitigen Stand zahlen die gesetzlichen Krankenkassen im Vergleich zu einem konventionellen MRT des Beckens keine mpMRT Untersuchung der Prostata. Da die Untersuchung keine Regelleistung beziehungsweise Routineuntersuchung darstellt, kann die Untersuchung nur auf eigene Kosten durchgeführt werden. Die Kosten für eine MRT der Prostata beginnen bei 610Euro. Bitte beachten Sie, dass es sich hier nicht um Pauschalpreise handelt und die Kosten je nach Diagnostikzentrum, Arzt oder Ärztin, sowie medizinischer Fragestellung variieren können. Halten Sie daher vorab Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und Ihrer Krankenkasse, um die entstehenden Kosten sowie eine mögliche Übernahme dieser abzuklären.
Quellen
- ONKO Internetportal. Prostatakrebs. URL: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs.html Abrufdatum: 02.05.2024
- Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) in der Prostatadiagnostik. URL: https://www.prostata.de/prostatakrebs/frueherkennung-und-diagnose-von-pca/MRT-der-Prostata Stand: 07.2021. Abrufdatum: 01.11.20211
- ONKO Internetprotal. Prostatakrebs – Diagnose. URL: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/diagnose.html Stand: 08.2021. Abrufdatum: 01.11.20212
- Helios Magazin. Multiparametrische MRT der Prostata zur gezielten Krebsbekämpfung. URL: https://www.helios-gesundheit.de/magazin/prostatakrebs/news/mpmrt-untersuchung/ Stand: 03.2021. Abrufdatum: 08.11.20213
- Müller, Ingrid. Prostata Hilfe Deutschland. Multiparametrische MRT (mpMRT) – das steckt dahinter. URL: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/multiparametrische-mrt-mpmrt Stand: 07.2021. Abrufdatum: 08.11.20214