Unsere Wirbelsäule ist in unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Sie ist nicht nur unser täglicher Begleiter, sondern auch eine große Stütze. Hätten wir keine Wirbelsäule, könnten wir wahrscheinlich gar nicht laufen. Umso eher sollten wir auch sie vor Erkrankungen schützen. Stichwort: Bandscheibenvorfall!
Fast jeder dürfte schon einmal von einem Bandscheibenvorfall gehört haben, doch was passiert eigentlich bei dieser Erkrankung der Wirbelsäule? In folgendem Artikel klären wir auf.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Unsere Wirbelsäule besteht, wie der Name schon sagt, aus vielen Knochen bzw. Wirbeln. Um eine normale Bewegung zu ermöglichen, befinden sich zwischen den Wirbeln die sogenannten Bandscheiben. Sie werden auch als Stoßdämpfer bezeichnet. Die Bandscheiben bestehen jeweils aus einem festen Faserring (Anulus fibrosus) und einem weichen gallertartigen Kern (Nucleus pulposus).
Wird der Faserring beschädigt oder ist instabil, kann sich der Kern nach außen aus der Bandscheibe hervorwölben oder gar aus dem Ring heraustreten. Die Rede ist von einem Bandscheibenvorfall.
Im Klartext heißt das: Ist der Kern der Bandscheibe nicht mehr an Ort und Stelle, kann es zu Schmerzen und Funktionsstörungen kommen. Schuld daran ist der verlagerte Kern, der austretende Nerven reizen oder das Rückenmark, welches im Wirbelkanal liegt, beschädigen oder zusammendrücken kann.
Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS)
Die häufigsten Bandscheibenvorfälle treten in der Lendenwirbelsäule auf. Zwischen 30 und 50 Jahren treten in diesem Bereich bis zu 80% der Bandscheibenvorfälle auf. Grund hierfür ist, dass in diesem Alter die Außenschicht der Bandscheibe schwächer ist und der Kern so leichter beschädigt werden kann. Ab einem Alter von 50 Jahren treten Bandscheibenvorfälle im Gegenteil seltener in dieser Region auf, da der Kern beginnt, sich mehr zu verhärten. Betroffen sind oft der vierte und fünften Lendenwirbel (L4/L5) oder der fünfte Lendenwirbel und der erste Steißbeinwirbel (L5/S1).
Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule (BWS)
Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Brustwirbelsäule tritt in der Regel sehr selten auf. Kennzeichnend sind Beschwerden zwischen dem achten und zwölften Brustwirbel (Th8 bis Th12).
Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule (HWS)
Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule kann gelegentlich auftreten. Man spricht von einem Bandscheibenvorfall zwischen dem fünften und sechsten (HWK 5/6) oder dem sechsten und siebten Halswirbelkörper (HWK 6/7).
Je nachdem, welche Region der Wirbelsäule betroffen ist, zeigen sich verschiedene Schmerzbilder. Genauere Informationen finden Sie im Abschnitt „Symptome bei einem Bandscheibenvorfall“.
Ursachen für einen Bandscheibenvorfall
Bei einem Bandscheibenvorfall ist selten ein Unfall, sondern oftmals ein Verschleiß die Ursache. Zudem gibt es einige Faktoren, die das Risiko für einen Bandscheibenvorfall erhöhen können.
Hierzu zählen:
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Überlastung
- Körperhaltung
- Fehlstellungen & -bildungen (z. B. Skoliose)
- Neurologische Ursachen
- Angeborene Bindegewebsschwäche
- Familiäre Vorbelastung
Symptome bei einem Bandscheibenvorfall
Ein falsches Heben, Sprünge aus großer Höhe, unerwartete Drehbewegungen oder zu plötzliche, ungeschickte Bewegungen können zu einem Bandscheibenvorfall führen. Je nachdem, welche Region der Wirbelsäule betroffen ist, zeigen sich unterschiedliche Symptome.
- Lendenwirbelsäule (LWS): Die Schmerzen sind blitzartig und strahlen bis in das Bein aus. Verstärkt werden die Schmerzen bei Niesen, Husten oder Pressen.
- Brustwirbelsäule (BWS): Die Schmerzen strahlen in den Brustkorb aus und zeigen sich auch beim Atmen. Ein Herzinfarkt ist abzugrenzen.
- Halswirbelsäule (HWS): Die Schmerzen zeigen sich im Nacken und strahlen bis in die Arme und gegebenenfalls auch in die Finger aus. Missempfindungen und Ausfallerscheinungen sind möglich.
Neben diesen spezifischen Schmerzen kann ein Bandscheibenvorfall auch in Form neurologischer Erscheinungen sichtbar werden.
Typische Anzeichen bei einem Bandscheibenvorfall können sein:
- Brennende Schmerzen
- Kribbeln oder „Ameisenlaufen“ in Armen oder Beinen
- Taubheitsgefühle
- Lähmungen
- Störungen der Beweglichkeit
- Reflexstörungen
- Schwindel
- Koordinationsstörungen
Diagnose bei einem Bandscheibenvorfall
Um einen Bandscheibenvorfall diagnostizieren zu können, bedarf es einer ausführlichen klinischen und neurologischen Untersuchung durch einen Arzt. Hierbei werden insbesondere die Sensibilität und Motorik untersucht, um etwaige Ausfallmuster aufzudecken.
Besteht der Verdacht eines Bandscheibenvorfalls kann der Arzt zudem den Lasèque Test durchführen. Der Patient liegt zur Untersuchung flach auf dem Rücken und streckt ein Bein langsam aus. Der Arzt hebt das gestreckte Bein langsam von der Untersuchungsliege ab und führt es immer höher. Klagt der Patient bei einem Winkel von 40 Grad im Hüftgelenk über Schmerzen, kann das das erste Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall sein.
Um die Diagnose zu sichern und Fehlstellungen oder andere degenerative Ursachen auszuschließen, ist es unabdingbar, zusätzlich ein CT oder MRT der betroffenen Region durchzuführen.
Therapie bei einem Bandscheibenvorfall
In den meisten Fällen reichen bei einem Bandscheibenvorfall eine Behandlung mit Medikamenten zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung und eine körperliche Schonung aus. Eine anschließende Physiotherapie kann die Symptome nachhaltig bessern.
Im Normalfall sollte sich der Nerv nach einem Bandscheibenvorfall innerhalb von 6 Wochen erholen.
Können die Beschwerden mit Hilfe dieser Behandlungsmöglichkeiten nicht innerhalb von 6 Wochen gelindert werden oder verschlechtern sich im schlimmsten Falle sogar, kann eine Operation notwendig werden
Kann ich einen Bandscheibenvorfall vorbeugen?
Um einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen, kann man verschiedene Maßnahmen ergreifen. Hierzu zählen ein:
- Heben mit geradem Rücken und gebeugten Knien
- Trainieren der Rücken- und Bauchmuskulatur
- Gezieltes Abnehmen für weniger Gewicht auf den Bandscheiben
- Ergonomisches Sitzen
- Regelmäßige Bewegungspausen
Bandscheibenvorfall: Was kann ich tun und was darf man nicht?
Konnte sich ein Bandscheibenvorfall z. B. auf Grund falscher Bewegungen nicht vermeiden lassen, können neben der unterstützenden Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln auch Kälte oder Warme helfen. Tragen diese Maßnahmen nicht zur Linderung bei, kann Ihnen der Arzt zudem Kortikosteroide zur oralen Einnahme verschreiben oder diese direkt in den Bereich mit einer Spritze injizieren.
Um den Bandscheibenvorfall so schmerzarm wie möglich zu „durchleben“, gibt es verschiedene Dinge, auf die man in der nächsten Zeit achten sollte bzw. welche man, vermeiden sollte.
- Verzicht auf Stoßbelastungen der Wirbelsäule beim Sport (Reiten, Laufen etc.)
- Verzicht auf starke Belastungen, Rotationen, Seitneigungen beim Sport (Skifahren, Tennis, …)
- Verzicht auf zu langes Sitzen
- Verzicht auf Kraftübungen, die die Wirbelsäule runden (Sit-Ups, Crunches, …)
Im Gegenzug sollten Sie sich aber auch nicht allzu lange auf die faule Haut legen und hoffen, dass es ohne Bewegung besser wird. Aquatraining, Kraul- und Rückenschwimmen können z. B. eine gezielte Form der Bewegung sein. Auch Radfahren und Inline-Skaten sind Optionen. Um Stürze zu vermeiden, sollten diese Sportarten jedoch mit erhöhter Aufmerksamkeit durchgeführt werden.
Das Wichtigste ist, dass Sie sich bewegen und das so schmerzfrei wie möglich!